Amadeo Rodriguez wird ab 1. Oktober 2024 die Treffleitung von Sämi Müller übernehmen. Nach längerer Suche konnte der Verein für Kinder- und Jugendarbeit im Gutschick mit Amadeo Rodriguez nun eine interne Lösung finden.
In den letzten Monaten war es keineswegs selbstverständlich, dass die Treffangebote weitgehendst stattfinden konnten, denn seit letztem Herbst hatte die Arbeit mit gravierenden Vakanzen zu kämpfen.
Infolgedessen übernahm Sämi Müller ab Januar 2024 interimistisch die Treffleitung, sein Amt als Vereinspräsident gab er an der Mitgliederversammlung im Frühling an Klaus Meyer weiter.
Das Team leistete Grossartiges, aber jetzt wird es wieder Zeit für mehr Stabilität. Es freuen sich alle Beteiligten, dass sich die vielen Kinder und Jugendlichen auch künftig auf solide und professionelle Treffangebote verlassen können.
Der Treff Gutschick besteht seit nunmehr 17 Jahren und wurde aufgrund fehlender Sozialräume für Kinder und Jugendliche im Quartier gegründet.
Es ist ein Ort der Begegnung, ein Ort zum Sein, zum Abhängen, zum Essen, zum Spielen und zum Lachen. Die Angebote werden bedarfsorientiert geplant und laufend überprüft und angepasst. Kinder und Jugendliche aus dem Gutschick-Quartier können ihre Ideen partizipativ einbringen und darüber hinaus Hilfe in allen Lebenslagen (z.B. Lehrstellensuche) erhalten. Mit einem Wort, der Treff ist Heimat.
Der Treffbetrieb ist Alters- und Genderspezifisch differenziert. Er bietet zum Beispiel mit dem Projekt «Raus aus dem Quartier» ein Angebot, welches den sozialen Horizont der Kinder und Jugendlichen durch gezielte und sozialpädagogisch begleitete Exkursionen erweitert.
Es kann durchaus vorkommen, dass in einer Woche bis zu 200 Kinder und Jugendliche in den Räumlichkeiten des Gutschick Treffs ein und ausgehen. Sie werden von einem engagierten und fachlich gut ausgebildeten Team von fünf bis sechs Personen betreut und begleitet. Diese sind auch sensibilisiert für Themen wie Familienbetreuung und Förderung der Kinder und Jugendlichen.
Neben dem Treffbetrieb im Quartierzentrum mit verschiedenen speziellen Projekten sind auch die Freizeitangebote «Midnight Sports» und «Open Sundays», die vor allem im Winter Bewegungsmöglichkeiten für Kinder- und Jugendliche im Quartier eröffnen, angegliedert.
Die Trägerschaft aller Angebote liegt in der Hand des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit Gutschick.
Der Verein arbeitet in allen Belangen nach der Rahmenkonzept für die offene Jugendarbeit in der Stadt Winterthur und ist Mitglied im neu gegründeten Dachverband für offene Jugendarbeit in Winterthur «JuWin».
Weniger bekannt dürfte sein, dass die Katholische Kirche Winterthur sich für die offene Jugendarbeit im Gutschick und in weiteren Quartieren von Winterthur engagiert.
Mit dem Verein für Kinder- und Jugendarbeit Gutschick hat sie eine Möglichkeit geschaffen, sich mit weiteren Akteuren verschiedenster Couleur in einer offenen Art für die Belange der Jugendlichen in einem Quartier zu engagieren, das grosse öffentliche Aufmerksamkeit von allen Seiten benötigt.
Der Einsatz der Katholischen Kirche für diese Arbeit geht von der Finanzierung eines Grossteils der Personalkosten über weitgehende administrative Unterstützung bis zum Einsatz etlicher Freiwilliger.
Der Katholischen Kirche Winterthur ist es ein grosses Anliegen, kontinuierlich und nachhaltig personelle sowie finanzielle Mittel für die Kinder- und Jugendarbeit in Winterthur zur Verfügung zu stellen.
Interview mit Amadeo Rodriguez
Fragen: Monika Bosshard, Vorstand Quartierverein Gutschick-Mattenbach
Erzähle etwas über deinen Werdegang zum Jugendarbeiter.
Ich hatte mich schon im Jugendalter für die Psychologie interessiert, für die Hintergründe der verschiedenen Verhaltensweisen der Menschen, und hatte schon immer eine soziale Ader. Als ich noch als Jugendlicher den Jugendtreff besuchte, war es mein Traum, einmal selbst in einem Jugendtreff zu arbeiten. Nach der Schule war darum klar: Ich will mit Menschen arbeiten. Über ein Praktikum in einer Heilpädagogischen Schule kam ich in die Betreuung im Behindertenwesen. Das machte mir sehr viel Freude, die Lehre war wie geschaffen für mich. Ich konnte mich persönlich weiterentwickeln, da das Thema Selbstreflexion sehr zentral war. Ich bekam auch zunehmend Interesse an gesellschaftlichen Themen. Ich arbeitete sechs Jahre dort, ich begleitete eine Lehrlingstochter von Anfang bis Schluss. Nach dem Abschluss der Berufsmittelschule suchte ich ein Studium mit Schwerpunkt Soziales. Ich war an einem Info-Anlass der ZHW, das überzeugte mich sehr, denn es stehen nachher alle Türen offen im sozialen Bereich. Vor dem Studium machte ich ein Praktikum in einem Jugendheim, das zeigte mir, ich möchte weiter mit Jugendlichen arbeiten, aber nicht im stationären Bereich und mit belastenden Arbeitszeiten wie im Jugendheim. So kam ich auf diese Stelle im Gutschick. Es begann mit Schnuppern und Gesprächen und endete mit einer festen Anstellung im Rahmen meiner Ausbildung.
Du wirst im Oktober die Leitung des Kinder- und Jugendtreffs übernehmen. Was hat dich bewegt, diese Aufgabe anzunehmen?
Wie im Schreiben von Sämi Müller beschrieben, war die Personalsituation und Leitungssituation sehr angespannt, es konnten Stellen nicht besetzt werden. Das zog sich in die Länge. Anfangs überlegte ich mir nicht, dass ich die Leitung, während dem Studium übernehmen könnte, aber es war mir, klar, dass ich auch nach dem Studium weiter im Treff Gutschick arbeiten will. Gegen Ende Sommersemester 2024 traf ich mich mit einem Studienkolleg bei einem Feierabend-Bier. Wir sprachen unter anderem über die Situation im Treff und dass ich ab jetzt nicht mehr so viel Zeitaufwand fürs Studium brauche. Mein Kollege stellte mir daraufhin die Frage: Warum übernimmst nicht du die Leitung? Dieser neue Gedanke bewegte mich in den nächsten Tagen dazu, mich als Leitung anzubieten. Ich kenne das Team, die Jugendlichen, die Arbeitsweisen im Treff, habe zusätzliche zeitliche Ressourcen und bin motiviert, mich noch mehr für den Treff einzusetzen. Nicht zuletzt würde sich die Personalsituation entspannen. Ich sprach darauf mit Sämi Müller, der sehr positiv und erfreut reagierte.
Worauf freust du dich besonders?
Ich arbeite in einem tollen Team, das funktioniert, und in dem alle mit viel Herzblut bei der Arbeit sind. Das vereinfacht meinen Einstieg als Leiter. Zudem ist die Leitungsfunktion eine neue Herausforderung für mich, die ich mit viel Motivation annehme und angehe. Dies ist ein grosser Schritt in meiner Entwicklung als Mensch und als Fachperson.
Du hast ein halbes Jahr Praktikum in Hamburg gemacht. Wie waren deine Erfahrungen in diesem anderen Umfeld, in einer Grossstadt?
Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, ich erhielt Einsicht in zwei Projekte für Jugendliche und junge Erwachsene, einerseits in einem Schulprojekt, anderseits in einem Jugend-Migrations-Dienst. Ich erhielt auch Einblick in einen Jugendtreff. Die Arbeit ist sehr ähnlich, vergleichbar wie bei uns, mit ähnlichen Werten und Normen, wir stehen uns kulturell nahe. Der grosse Unterschied waren die grösseren finanziellen Mittel, der Jugendtreff besass ein grosses Haus mit vielen spezifisch eingerichteten Räumlichkeiten. Die sozialen Probleme, die Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind die gleichen wie bei uns, aber geballt und gehäuft, es ist eben eine Grossstadt. Insgesamt fehlen in der ganzen Grossstadt soziale Institutionen, beziehungsweise Angebote. Dies ist zum Beispiel an der starken Obdachlosigkeit sichtbar.
Hast du Wünsche für die Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit im Gutschick?
Ich hoffe fest, dass wir als Team das Bestmögliche für die Kinder und Jugendlichen bewirken können, dass unsere Angebote konstant bleiben, dass die Kinder- und Jugendarbeit Gutschick nach dem Umbau des Quartierzentrums genügend Platz hat.
Vielen Dank für das spannende Interview! Wir wünschen dir in der neuen Funktion viel Erfolg und freuen uns auf weiterhin gute Zusammenarbeit!